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Mit dem seinerzeit als studentisches Projekt durchgeführten Ausbau des Raumes K23 war über dessen Funktionalität hinaus die Schaffung einer besonderen atmosphärischen Umgebung beabsichtigt. Auf diese Weise wurden auch gewisse programmatische Vorstellungen von einem anderen Theorie-Praxis-Verhältnis und einer neuen Lehr-und Lernkultur an Kunsthochschulen verfolgt. Abgesehen vom Konsens über die Funktionsbestimmungen des Raumes gab es unter den Beteiligten an dem Projekt noch einige andere gemeinsame "Vor-Sätze" wie etwa:

  • dass jenes aus den Akademien des 19.Jahrhunderts überkommene Privileg der Professoren auf eigene Ateliers sich inzwischen überlebt hat, weil dort längst keine künstlerische Lehre mehr stattfindet...

  • dass Studium und Lehre der Kunst nicht nur ungewöhnlicher Menschen, sondern auch einer besonderen atmosphärischen Umgebung von Transparenz und Teilhabe bedürfen, damit das Künstlerische als etwas höchst Unwahrscheinliches wahrscheinlicher wird...

  • dass die Theorie der Kunst eine eigene ästhetische Praxisform ist und infolgedessen auch künstlerisch inspiriert sein sollte, weil sie sonst ihrem Gegenstandsbereich nicht gerecht zu werden vermag...

  • dass die Mitte des Raumes, der Arbeit, ja der Existenz nicht mehr vorgegeben, sondern zur Selbstbestimmung aufgegeben ist, weil alle Absolutheitsvorstellungen unglaubwürdig geworden sind.

Im Zwischenraum solcher gemeinsamer aber auch anderer sich durchaus unterscheidender oder gar gegensätzlicher Überzeugungen, Erfahrungen und Empfindungen ist k23 entstanden in der Balance:

  • zwischen offener Leere und leerer Ordnung - Freiraum und Raumstruktur

  • zwischen allgemeinen Ansprüchen und subjektiven Bedürfnissen - Notwendigkeit und Neigung

  • zwischen multifunktionaler Perfektion und provisorischer Einfachheit - Wandel und Gewohnheit

  • zwischen Originalität und Normalität - Dominanz und Demut

  • zwischen Armajani, Artschwager, Judd, Knoebel, Ikea und Montessori - Aneignung und Anpassung

  • zwischen Bild-und Realraum, zwischen Kunst und Kultur.

F. Hundertwasser im Dezember 1959 im Atelierraum 213 der HfbK / Foto: Hundertwasser-Archiv, Wien
„Ein Raum für Drei“, 2006 im Atelierraum 213 der HfbK / Foto: Maria Tobiassen, Hamburg

Mehr zum Raum 213 unter Genius Loci (mit Bildmaterial zu Raum 213).

Siehe auch:

Michael Lingner, Pierangelo Maset, Hubert Sowa (Hrsg.): Ästhetisches Dasein. Perspektiven einer performativen und pragmatischen Kultur im Öffentlichen Raum (k 23), Hamburg 1999

Michael Lingner: Plädoyer für eine neue Kultur künstlerischen Lehrens und Lernens.
Zum Beispiel ein interdisziplinäres Grund- und Orientierungsstudium.
Internationale Gesellschaft der Bildenden Künste IGBK Bonn (Hg.): "Kunst lehren? Künstlerische Kompetenz und kunstpädagogische Prozesse - Neue subjektorientierte Ansätze in der Kunst und Kunstpädagogik in Deutschland und Europa". Radius Velag, 1998 | ISBN: 3-87173-157-9