Der im
ArchivSystemKunst (ask23) verwendete
Schlagwortkatalog ist aus einer über 20-jährigen
kunstwissenschaftlichen Lehr-und Forschungspraxis beim Aufbau eines zuerst nur analogen persönlichen Informationssystems kontinuierlich entwickelt worden. Die Notwendigkeit dafür war mit dem Bedarf entstanden, sich über die verschiedenen, für die Kunstwissenschaft relevanten Disziplinen (wie z.B. Philosophie, Soziologie, Kunstgeschichte, …) ebenso gründlich zu informieren, wie über die Mannigfaltigkeit der (bildenden) Künste und ihre vielgestaltigen Phänomene in Vergangenheit und Gegenwart.
I.)
Um der hohen Komplexität des Lehr- und Forschungsfeldes gerecht zu werden, bestand von Anbeginn die Absicht, eine differenziertere Erfassung und Erschließung der gewünschten Ressourcen zu ermöglichen, als es die in öffentlichen Bibliotheken übliche Verschlagwortung erlaubt. Infolgedessen wurden für die als relevant ausgewählten Informationen möglichst spezielle, dem eigenen Forschungsinteresse entsprechende Schlagworte vergeben. Diese sind zunächst mit einem aus dem Wirtschaftsbereich übernommenen und seinerzeit als unübertroffen geltenden Loch-Karteikarten-System verwaltet worden (s. Abb.). Gleichwohl war die Eingabe der Daten sehr aufwendig und die Nutzung nie voll befriedigend. Zu einem optimierten Umgang mit der relativ großen Vielzahl und Vielfalt der für notwendig erachteten Schlagworte ist es erst durch die viel später erfolgte Digitalisierung der Ressourcen und solche damit einhergehenden Möglichkeiten wie Volltextsuche und Metadatenvergabe gekommen.
Nach der Digitalisierung der Daten ist für ask23 ein spezielles Procedere der weiteren Generierung und praktischen Vergabe von Schlagworten festgelegt worden:
- Bei jeder Ressource erfolgt die Schlagwortvergabe kooperativ durch mindestens zwei Personen; möglichst durch den Autor und eine/n Mitarbeiter/in des Archivs oder aber durch zwei Archiv-Mitarbeiter/innen, wovon einer immer der Archivleiter ist.
- Die Anzahl der zu vergebenden Schlagworte ist ohne Berücksichtigung der Personenenamen in der Regel auf 10 begrenzt.
- Es werden Namen solcher Personen erfasst, die in den Texten bzw. für deren Entstehung und deren Verständnis bedeutsam sind.
- Die Schlagworte werden auf der Basis des vorhandenen Kataloges aus Titel, Untertitel, und Inhaltsverzeichnis der Ressource abgeleitet und desweiteren unter Berücksichtigung deren möglichst gründlicher Kenntnis bestimmt. Dabei erfolgt die Vergabe im Sinne eines Fortschreitens vom Allgemeinen zum Besonderen nacheinander in der Reihenfolge der Kategorien A-E, denen folgende Bedeutungen zugeordnet sind:
- FACHDISZIPLINEN (A)
- FACHBEREICHE (B)
- FACHTERMINI/EPOCHEN/AUTOREN (C)
- BEGRIFFE (D)
- SPEZIALBEGRIFFE (E)
- Unter der Kategorie (F) finden sich zusätzlich VERWEISE auf wichtige sachlich verwandte Schlagworte. Sollte ein solcher Verweis oder auch andere Erfordernisse die Vergabe eines neuen, im bestehenden Katalog noch nicht verzeichneten Schlagwortes notwendig machen, so wird dieses zunächst in einer eigens dafür angelegten „Zugangs“-Liste eingetragen. Die Neuaufnahme von Schlagworten können auch alle anderen Nutzer des Archivs vorschlagen. Über die endgültige Zulassung der Vorschläge entscheidet die regelmäßig tagende Redaktionskonferenz der ask23-Mitabeiter-Innen.
- Ebenso beschließt die Redaktionskonferenz auch über alle Vorschläge zur nachträglichen präzisierenden Veränderung von Schlagworten.
- Über die Streichung von denjenigen Schlagworten, die von ask23-MitarbeiterInnen oder anderen Nutzern in eine ebenfalls online verfügbare „Abgangs“-Liste eingetragen worden sind, wie etwa die bei Auswertung der Nutzungsstatistik aller Schlagworte als irrelevant auffällig gewordenen, entscheidet ebenfalls die ask23-Redaktionskonferenz.
- Alle Eintragungen derart optionaler Begriffe in die Zugangs- bzw. Abgangsliste werden mit einem Datum versehen und dauerhaft dokumentiert. Der eigentliche Schlagwortkatalog besteht dagegen ausschließlich aus solchen durch das vorangegangene Procedere regulierten Begriffen.
II.)
Die in ask23 als Schlagworte verwendeten Begriffe dienen ganz überwiegend zur Beschreibung von geisteswissenschaftlichen Inhalten, die immer auch eine historische Dimension haben. Ihre Bedeutung unterliegt zeitlichen Veränderungen und darum sind solche Begriffe zwar explizierbar, d.h. nach jeweiligen Umfang und Inhalt zu bestimmen, aber im strengen Sinne grundsätzlich nicht definierbar. Gleichwohl gerät diese seit Kant eigentlich argumentativ nicht widelegte Erkenntnis leicht in Vergessenheit, da sich alltagssprachlich immer wieder -und allemal an die Wissenschaft- die Erwartung formuliert, alle Begriffe müssten definiert werden können. Diese laienhafte Vorstellung erfährt vermeintlich fachkundige Unterstützung durch das Dominanzstreben von Naturwissenschaftlern, die ausschließlich solche Disziplinen als wissenschaftlich gelten lassen wollen, die sich in der Lage sehen, objektiv allgemeingültige Definitionen vorzunehmen. Insofern dieser Anspruch im Hinblick auf die Geisteswissenschaften aber völlig verfehlt ist, hat sich für ask23 weder zwischen allen Schlagworten (etwa im Sinne eines „Thesaurus“) ein logisches Bezugsystem aufbauen lassen, noch ist völlig zu vermeiden, dass sich verschiedene Schlagworte in ihren Bedeutungen überschneiden können. Zudem weisen die Schlagworte des Kataloges in Bezug auf die verschiedenen Fachgebiete einen recht unterschiedlichen Differenzierungsgrad auf und bilden etwa den kunsttheoretischen und kunstpraktischen Kernbereich sehr viel detaillierter als alle anderen Sachgebiete ab.
Die adäquate Nutzung von ask23 können folgende Hinweise zur Sacherschließung der gespeicherten Ressourcen erleichtern:
- Wird unter „Archivsystem“ die Option „Abfrage“ gewählt, so ist dort die Möglichkeit der „Volltextsuche“ sowie der „Schlagwortsuche“ gegeben.
- Mit der Volltextsuche kann das gesamte Archiv nach irgendeinem gewünschten und in den Ressourcen vermuteten Wort durchsucht werden.
- Mit der Schlagwortsuche kann dagegen gezielt nach einem Begriff gesucht werden, welcher in den Metadaten der Ressourcen vorkommt.
- Sofern nicht ausschließlich unter einem bereits bekannten und ganz bestimmten Begriff gesucht werden soll, ist es in jedem Fall empfehlenswert, sich zuvor den „Schlagwortkatalog anzeigen“ zu lassen. Die durch einen entsprechenden Klick aufgerufene „erweiterte alphabetische Anzeige“ des Schlagwortkataloges enthält zusätzliche Verweise auf weitere jeweils passende Begriffe. Insofern gibt es auf dieser Suchebene bereits ein erweitertes Angebot an qualifizierten Begriffen, nach denen die Inhalte der Ressourcen von ask23 erschlossen werden können.
- Unter: „Information“ > “Definitionen und Standards ask23“ > “Schlagwortkatalog Begriffe“ lässt sich die „erweiterte alphabetische Anzeige“ auch als mozilla-sidebar einrichten.
- In jedem Fall wird durch das Anklicken eines Begriffes die Suche nach dem entsprechenden Schlagwort ausgelöst; ist oder wird der Begriff rot hervorgehoben, erfolgt die Suche in den gesamten Metadaten der gespeicherten Ressourcen, andernfalls (Begriff schwarz) lediglich im angezeigten Schlagwortkatalog.
Über „Information“ > “Definitionen und Standards ask23“ > “Schlagwortkatalog Begriffe“ ist auch die „vollständige tabellarische Anzeige“ aller in ask23 verwendeten Schlagworte aufzurufen. Bei der Verwendung dieses tools empfiehlt es sich, zunächst in der Rubrik BEGRIFFE (D) zu suchen, wo sich die meisten Schlagworte befinden, da diese hier auf einem mittleren Abstraktionsniveau gebildet worden sind. Ergibt sich dort kein Treffer, sollten bedeutungs-verwandte (=Synonyme) oder sachverwandte Begriffe (=Ober- bzw. Unterbegriffe) zu dem gesuchten Schlagwort gebildet und zuerst nach diesen in der Rubrik BEGRIFFE (D) gesucht und bei Fehlanzeige die Rubriken SPEZIALBEGRIFFE (E) und VERWEISE (F) einbezogen werden.
- Für ein methodisch strengeres Vorgehen ist in der tabellarischen Schlagwortanzeige die Nutzung des gesamten 6-stufigen, aus den Kategorien A-F bestehenden Ordnungssystems anzuraten. Der horizontalen Systematik folgend kann dann vom Allgemeinen schrittweise auf das Besondere geschlossen bzw. umgekehrt dieses unter das je Allgemeinere subsumiert werden kann. Dass die Schlagworte in einem derart horizontal hierarchisch und vertikal alphabetisch gebildeten Koordinatenkreuz verortet sind, schafft eine Gesamtstruktur, die einer systematisch vorgehenden wie auch einer -besonders durch die Spalte VERWEISE (F) geförderten assoziativ operierenden Sacherschließung entgegenkommt. Dies entspricht in besonderer Weise den Anforderungen eines auf die Verbindung von Wissenschaft und Kunst ausgerichteten Archivsystems.
Michael Lingner